Ein genauer Kenntnisstand über die Lernentwicklung jedes einzelnen Kindes ist erforderlich, um adäquate Hilfen leisten zu können. Um einen objektiven Blick auf den Leistungsstand zu ermöglichen, sind Verfahren erforderlich, die frei von administrativer Kontrolle sind.
Da im Regelfall jede Lehrkraft davon ausgeht, ihre Klasse optimal zu fördern, ist es erforderlich, einen wenigstens groben Einordnungsrahmen zur Verfügung zu stellen, mit dessen Hilfe eine Objektivierung der Leistungsbeurteilung möglich wird. Geschieht dies mit normierten Verfahren, entfallen die negativen Begleiterscheinungen externer Evaluierung. Jeder kann an Hand der Normtabellen für sich überprüfen, wo die eigene Klasse und jedes einzelne Kind stehen.
Das Beispiel des „Stolperwörter-Lesetests“ zeigt, dass einfach durchführbare und dennoch aussagekräftige Tests eine hohe Akzeptanz in der Lehrerschaft finden, vor allem wenn diese kostenlos zur Verfügung stehen.
Der KOBOLD-Schreibtest für die 1.Klasse misst den Lernstand am Ende des 1. Schuljahres. Die Schreibentwicklung verläuft keinesfalls stringent regelhaft im Sinne einer linearen Abfolge von Stufen, sondern zeichnet sich durch oft verschiedene Zugriffsweisen aus, die gleichzeitig oder alternierend verwendet werden. Die sichere „lautgetreue“ Verschriftung ist ein wesentliches Ziel des Anfangsunterrichts, aber keineswegs das einzige.
Viele Kinder erfassen schon frühzeitig orthografische Gesichtspunkte der Schriftsprache wie die Konsonantenverdopplung, Dehnungs-Auszeichnungen oder Auslautverhärtung. Herkömmliche Schreibtests überprüfen die Schreibleistungen der Kinder durch wenige (diktierte) Wörter und bisweilen kurze Sätze.
Die Aussagekraft ist oft eingeschränkt, da mitunter einige dieser Wörter durch ausreichende Übung ganzheitlich gespeichert wurden. Da die verwendeten Wörter sowohl die Lauttreue als auch orthografische Regelstellen überprüfen sollen, wird die Analyse der einzelnen Bereiche erschwert.
Der KOBOLD-Test verwendet deshalb eine doppelte Überprüfung. Neben 8 Wörtern, die alle orthografische Regelstellen enthalten, die von der Lauttreue abweichen, werden 8 Kunstwörter diktiert, bei denen ein Einprägen ausgeschlossen ist. An Hand dieser „Kobold-Wörter“ wird die Beherrschung des lautgetreuen Schreibens überprüft.
Das diktierte Wort Spalle beispielsweise lässt sich lauttreu korrekt Schpale verschriften. Wer Sp schreibt, zeigt, dass er das richtige Graphem dem Laut /sch/ zuordnen kann. Wird zudem mit ll verschriftet, wurde entweder bereits intuitiv eine Kürzungsregel erfasst oder die Schreibweise von ähnlich klingenden, bekannten Wörter übertragen: Schnalle, Kralle, Halle usw.
Die beiden Sätze enthalten zusätzlich Rechtschreibfaktoren, die auf der Wortebene nicht zu überprüfen sind: Großschreibung am Satzanfang, Groß- und Kleinschreibung, Trennung der Wörter durch Leerstellen und Satzschlusszeichen.
Es gibt drei Auswertungsebenen:
1. korrekt geschriebene Wörter, 2. Graphemtreffer und 3. Rechtschreibstellen.
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